Adios Quito – Buenas La Costa!
Ich
sitze (wieder einmal) auf einer Terrasse, draussen finde ich meine Ruhe am ehesten, um zu schreiben. Habe mich soeben entschieden,
keine Musik zu hören, den das Rauschen des Meers nach einem
intensiven Monat in Quito zu hören ist Sound genug.
Letzte
Nacht habe ich mein viermonatiges Abenteuer gestartet, Südamerika zu
erkunden. Mit einem Nachtbus von Quito über Atacames nach Same,
einem winzigen Dörfchen weit ab vom Massentourismus. Der Strand ist
breit und lang, das Meer unendlich und ich bin weit und breit der
einzige Tourist, es ist Nebensaison in Ecuador. Als Traveler kannst
du von diesem Umstand nur profitieren, die Zimmerpreise sind verhandelbar,
die Ruhe ist spürbar. Und ich habe das beste Zimmer des ganzen Hostels
;-)). Der Start meiner Reise aber war anstrengend, ich habe mir in
Quito eine Erkältung eingefahren, der Bus war wie immer völlig
unterkühlt und als ich völlig schlaftrunken Morgens um fünf Uhr in
Atacames ankam, hatte ich das Gefühl, fünf Frösche im Hals zu
haben und vom Druck des Höhenmeterunterschieds ein taubes rechtes
Ohr. Ich brauchte einige Minuten, um zu realisieren, dass ich gar
noch nicht an meinem Reiseziel angekommen war. Der Tuktuk-Fahrer (ja
die gibts hier auch) war leicht verwirrt, als ich ihm erklärte, dass
ich noch mit dem Bus weiterfahren werde, nachdem wir vorher 3 Minuten
über Preise von Hostels in Atacames verhandelt hatten, irgendwie war
ich noch im Tiefschlaf :-). Und ich hatte keine Ahnung, wo ich den
Bus nach Same finden kann, so ging ich einfach mal ein Stück und
fragte einen Portier eines Hotels, der schickte mich wieder zurück
an den Ort, wo ich ausgestiegen bin. Auf dem Weg zurück pfiff mich
ein älterer Mann vehement zurück, ich solle ja nicht in diese
Richtung laufen, sonst würde ich ausgeraubt werden. Ich war völlig
verwirrt, aber irgendwie sagte mir ein Gefühl, ich sollte diesem
Mann vertrauen; es war die richtige Entscheidung. Zurück beim
Portier gewährte mir dieser Zutritt in seine Rezeption. Der Bus kam
Minuten später, der ältere Mann holte mich aus dem Hotel und
begleitete mich zum Bus, was für ein Engel zu früher Morgenstunde!
Ich
erachte die (Un)-Sicherheit als grösstes Problem dieses Landes,
obwohl ich noch nirgends auf der Welt so viel Polizeipräsenz gesehen
habe. Rafael Correa, Präsident von Ecuador, konnte viele soziale
Ungerechtigkeiten beheben, gleichzeitig öffnete er die Grenzen, für
viele Leute der Grund für die aktuellen Probleme des Landes. Viele
Einwanderer aus Peru, Kolumbien und anderen Ländern Südamerikas
versuchen ihr Glück in Ecuador des US-Dollars wegen, Arbeit aber
gibt es zu wenig hier. Die Folgen sind absehbar, entweder arbeiten
die Einwanderer illegal, betteln sich durch die Grossstädte oder
werden kriminell. Ich fühle mich nicht unsicher hier, mir ist auch
noch nichts zugestossen, aber man hört viele Geschichten, die einem
nachdenklich stimmen. Ich habe in den letzten vier Wochen ungefähr
10 Personen kennen gelernt, die ausgeraubt wurden, teils mit Gewalt.
Meine Konsequenzen; Achtsamkeit und ein selbstbewusstes Auftreten.
Ich meide die Leute nicht, schaue ihnen in die Augen und spreche sie
an, wechsle selten die Strassenseite und beobachte Alle(s), was ich
in meiner Umgebung sehe. Ich möchte hier kein falsches Bild des
ecuadorianischen Volks abgeben, die überwiegende Mehrheit der
Menschen hier sind sehr warm und herzensgut, auch sie fürchten sich
vor den Überfällen und sind oft selbst Opfer, Touristen sind
einfach eher noch potentiell „Reiche“ mit besser gefüllten
Hosentaschen und darum vermehrt Ziel dieser Taten.
Alejandro + Bruno, meine zwei neuen Freunde |
Ich
habe also doch noch wirklich gute Freunde kennen gelernt in Quito,
darunter auch ein paar Einheimische, mit denen ich eine wunderbare
Zeit geniessen durfte. Und ich kann inzwischen auch das „Alleinsein“
geniessen, mehr noch, man muss sich die Zeit bewusst nehmen, um dies
überhaupt noch zu können. Was mir besonders gefällt beim alleine
Reisen ist diese Unabhängigkeit, ich bin nichts und niemanden etwas
schuldig und mache nur das, was mir gefällt. Alles Andere wäre
reine Zeitverschwendung. Es wimmelt hier nur so von 20-jährigen
Traveler und ich musste zuerst merken, dass die zehn Jahre
Altersunterschied (ogai sorry 11 ;-)) in diesem Alter einfach eine zu
grosse Hürde ist, um eine Freundschaft aufzubauen, man ist an einem
anderen Punkt im Leben, hat andere Interessen und andere Erfahrungen,
die beim gemeinsamen Reisen ohne Filter aufgedeckt werden. Darum
finde ich es ganz wichtig, ehrlich zu sein und auch mal Nein zu
sagen, auch wenn das Gegenüber dann ein wenig erstaunt ob der vielen
Ehrlichkeit sein mag und es einen kurzen Moment unangenehm wird.
Eine süsse Reisebegleitung in Mindo |
Meinen
heutigen Blog werde ich mit ein paar Erzählungen aus meinem Alltag
in Quito mit dem Projekt „Camp Hope“ und meiner Spanischschule
schliessen. Ab der zweiten Woche war ich definitiv ein
vielbeschäftigter Mann, um 7 Uhr in der Frühe nahm ich jeweils den
Bus ganz in den Norden von Quito, tagtäglich wieder ein einstündiges
Erlebnis sondergleichen, ich konnte inzwischen sogar meine Angst vor
den teils wirklichen wilden Busfahrten ablegen. Ab 8 Uhr arbeitete
ich dann den Morgen im Bastelatelier mit 7 behinderten Kindern (warum
verschlägt es mich immer wieder in diesen Bereich, obwohl ich weder
Zeichnen noch Basteln kann?!?, Gott hab ich mir gewünscht, meine
beiden Schwestern oder meine Mutter in der Hosentasche dabei zu haben
;-)). Die Varietät der Behinderungen in dieser Sonderschule reichte von Lähmungen, Taubheit, Stummen,
Spastikern bis hin zu einem Jungen mit dem Down-Syndrom und machte
die Arbeit wirklich interessant. Und ich war erstaunt, wie
professionell diese Leute beschäftigt und begleitet werden. Jeder
der Bewohner verfügt über eine individuelle Förderplanung, die
gebastelten Objekte werden für gutes Geld an Unternehmen verkauft
und die Fluktuation der Mitarbeitenden beläuft sich zwischen 1 – 2
%, davon können einige Organisationen in der Schweiz nur träumen.
Meine Professora war herzlich und bei meinem Abschluss so was von
emotional, dass ich etwas überfordert mit der Situation war.
Ab
14.00 Uhr hatte ich dann jeweils vier Stunden Spanischunterricht,
nach ein wiederum einstündigen Busfahrt. In den ersten zwei Tagen
für mich zu viel, die Eindrücke zu stark, die Probleme mit der
spanischen Sprache zu gross. Ich hatte aber Glück, meine
Spanischlehrerin ab der zweiten Woche spürte meinen Gemütszustand
und holte mich auf wunderbare Weise ab, so dass ich den Nachmittag
jeweils als Erholung und sprachliche + kulturelle Bereicherung
geniessen konnte. Caty weiss inzwischen einiges über mein Leben, in
wöchentlich 20 Stunden erzählt man sich doch so einiges aus dem
Leben ;-).
So
meine Freunde, jetzt folgen noch die Fotos, ich freue mich weiterhin
auf eure netten und schönen Kommentare und alle e-Mails, ich versuche sie
von Zeit zu Zeit zu beantworten.
- Fotos aus Quito: https://picasaweb.google.com/silvan.riccio/EcuadorQuito?authuser=0&authkey=Gv1sRgCLa52-id96bFnAE&feat=directlink
- Fotos aus dem Projekt Camp Hope (es folgen noch mehr): https://picasaweb.google.com/silvan.riccio/EcuadorProjektCampHope?authuser=0&authkey=Gv1sRgCOq4ramB1MfoNA&feat=directlink
- Vulkan Cotopaxi: https://picasaweb.google.com/silvan.riccio/EcuadorCotopaxi?authuser=0&authkey=Gv1sRgCPvfyKbKn9uN6AE&feat=directlink
- Mindo: https://picasaweb.google.com/silvan.riccio/EcuadorMindo?authuser=0&authkey=Gv1sRgCPf689Hv0sexwwE&feat=directlink
- Midad del Mundo: https://picasaweb.google.com/silvan.riccio/EcuadorMidadDelMundo?authuser=0&authkey=Gv1sRgCLbej6bWqtbvqwE&feat=directlink
- Fotos aus Quito: https://picasaweb.google.com/silvan.riccio/EcuadorQuito?authuser=0&authkey=Gv1sRgCLa52-id96bFnAE&feat=directlink
- Fotos aus dem Projekt Camp Hope (es folgen noch mehr): https://picasaweb.google.com/silvan.riccio/EcuadorProjektCampHope?authuser=0&authkey=Gv1sRgCOq4ramB1MfoNA&feat=directlink
- Vulkan Cotopaxi: https://picasaweb.google.com/silvan.riccio/EcuadorCotopaxi?authuser=0&authkey=Gv1sRgCPvfyKbKn9uN6AE&feat=directlink
- Mindo: https://picasaweb.google.com/silvan.riccio/EcuadorMindo?authuser=0&authkey=Gv1sRgCPf689Hv0sexwwE&feat=directlink
- Midad del Mundo: https://picasaweb.google.com/silvan.riccio/EcuadorMidadDelMundo?authuser=0&authkey=Gv1sRgCLbej6bWqtbvqwE&feat=directlink
Hasta
la proxima!
Silvan
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