Drei Monate Südamerika: Und ich bin noch keineswegs Müde ;-)
Ich
habe mir für die Veröffentlichung meines dritten Blogs etwas mehr
Zeit genommen, dies aus zwei Gründen: Den ersten darf ich hier
eigentlich fast nicht erwähnen, aber auch Reisen kann sehr
anstrengend und zeitintensiv sein ;-), man muss sich die ruhigen
Minuten nehmen um ungestört ein e-Mail zu beantworten, geschweige
denn einen Blog zu schreiben. Der zweite Grund ist die nicht wirklich
vorhandene Infrastruktur. Oft ist gar kein Internet verfügbar und
ich habe mich längst damit abgefunden, dass Wireless Verbindungen in
den Hostels in Kolumbien einem Glücksspiel ähneln. Als Reisender
hat man also tatsächlich auch seine Problemchen, ich nenne diese
jeweils Luxusprobleme, alles andere wäre dekadent, denn die Leute
hier bewegen ganz andere, richtige Probleme. Zu meinen Luxusproblemen
gehören beispielsweise das Packen des Rucksacks (kann einem echt
nerven!), die sehr langen und teilweise ungemütlichen Busfahrten
(wir haben es längst aufgegeben, irgend ein Nachmittagsprogramm zu
planen, wenn wir von A nach B verschieben , Reisetag ist Reisetag,
egal ob die Distanz auf der Karte nach vier oder vierzehn Stunden
aussieht, es kommt eh anders) oder mein langersehntes Paket aus der
Schweiz, das seit 10 Wochen irgendwo bei der ecuadorianischen Post
liegt und ich hoffentlich dann zu Weihnachten in Lima empfangen kann.
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ist das Leben nicht schön?! |
Inzwischen
bin ich schon rund zwei Monate unterwegs und habe zwei wunderschöne
Länder bereist, bereichernde Begegnungen gehabt und viel erlebt. Da
ist einerseits Ecuador, klein, übersichtlich und mit seinen vier
Regionen (Amazonas, Sierra, Küste und Galapagos) doch so vielfältig.
Die Küste besitzt zwar keine spektakulären, palmenübersähten
Strände und auch das Wetter zeigt sich im Oktober nicht von seiner
besten Seite, aber einige Orte sind mir des Charmes und dem guten
Essens wegen trotzdem in bester Erinnerung geblieben. Und die
Galapagos Islands sind ein Paradies für alle Tier- und
Naturliebhaber und trotz der Kosten allemal eine Reise wert. Mein
Tipp; nicht von den überteuerten Preisen der Reisebüros in Quito
verunsichern lassen, einfach auf LAN.com einen Flug für 250 Dollar
buchen und ohne Tour ab auf die Inseln. In der Nebensaison sind die
Boote nie voll und man kriegt am Abend vor Abfahrt der Bootstouren
bessere Angebote zu absolut last second Preisen. Bruno (mein
französischer Reisegenosse für die ersten zwei Wochen) und ich
konnten diesen nicht widerstehen und so buchten wir spontan doch noch
eine 4-tägige Bootstour, die wir so schnell nicht mehr vergessen.
Der Bruno wahrscheinlich eher seines Magens wegen, ich wegen der
unglaublichen Tierwelt und der geselligen Gruppe auf dem Boot, lasst
euch von den Fotos inspirieren und für eine Reise dorthin
überzeugen.
Zurück
in Guayaquil war ich dann das erste Mal auf mich alleine gestellt,
weil Bruno weiter Richtung Süden (Peru) weiter ging und ich noch
weitere zwei Wochen in Ecuador Zeit hatte, bevor ich Ende Oktober die
nördliche Grenze von Ecuador zu Kolumbien passierte. In Baños habe
ich wegen der vielen Outdooraktivitäten viel geschwitzt und mir als
Belohnung einmal ein echtes Schweizer Fondue gegönnt, meine
neugewonnenen israelischen Freunde hatten keine Wahl, die habe ich
einfach „mitgeschleipft“ und sie haben es nicht bereut ;-). Im
Amazonas hatte ich das Vergnügen Gabriel kennen zu lernen, einen
indigenen Touristenguide, der von keinem Insekt zurückweicht und in
seiner Stadt als Schlangen- und Tarantelnkönig bekannt ist (Dieser
Spinner wird im Dezember tatsächlich versuchen, mit 250 Taranteln
eine Minute lang in einem Käfig auszuharren, dies wäre dann ein
neuer Guinnessrekord). Er war es denn auch, der mir eine Tour im
Jungle aufschwatzte, und da ich weit und breit der einzige Tourist
war, hatte ich kurzerhand eine dreitägige Privattour und lernte
dabei, wie ich im Amazonas mit Pflanzen, Fischen und Früchten
mehrere Wochen überleben kann.
Nach
einem kurzen wiedersehen mit Quito und einem Abstecher zum wohl
grössten artisanalen Markt in ganz Südamerika in Otavalo überquerte
ich dann ende Oktober die Grenze zu Kolumbien.
Aller
Anfang war schwer, meine zwei Reisebegleiterinnen (die doch ein wenig
ein mulmiges Gefühl hatten beim Gedanken, die Grenze zu Kolumbien zu
überqueren) und ich blieben bereits an der Grenze für volle sechs
Stunden stecken. In Kolumbien fanden genau an diesem Sonntag Wahlen
statt und die Grenze wurde darum vorübergehend gesperrt. Warum dies
so gehandhabt wird, bleibt wahrscheinlich für immer ein Geheimnis
der Behörden Kolumbiens. Ansonsten aber sollen die Wahlen ein voller
Erfolg gewesen sein, im Verlauf des Abstimmungskampf wurden nur
gerade 42 Kandidierende ermordet (entschuldigt an dieser Stelle
meinen Sarkasmus), die tiefste Rate seit eh in Kolumbien. Diese Zahl
wird die meisten von euch zwar erschüttern, wer aber die
Vergangenheit dieses geplagten Landes kennt, wird es als positives
Zeichen werten. Kolumbien hat in den letzten paar Jahren grosse
Anstrengungen unternommen, die Sicherheit unter Kontrolle zu kriegen.
Die FARC (http://de.wikipedia.org/wiki/FARC)
hat stark an Terrain verloren und beherrscht fast ausschliesslich nur
noch Gebiete im Amazonas, die beiden Drogenkartelle von Medellin und
Cali sind gefallen und Polizei und Militär sind omnipräsent, um die
Sicherheit der Leute zu gewährleisten. Was die Korruption anbelangt
jedoch, steckt Kolumbien noch in den Kinderschuhen und hat noch viel
nachzuholen, das Vertrauen der Bevölkerung hat die Regierung darum
verständlicherweise noch nicht vollständig gewonnen.
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Spontanes "Fotoshooting" an einem Busbahnhof |
Nach
vier Wochen in diesem wunderbaren Land kann ich Bilanz ziehen und
euch versichern, dass Kolumbien nichts von all dem ist, was wir oft
noch in den Köpfen haben in der Schweiz. Egal wo, ich fühle mich in
Kolumbien einiges sicherer als beispielsweise in den Städten von
Ecuador. Allem voran der Süden des Landes ist ausserordentlich
schön, noch so unentdeckt und frei von Tourismus, so frei dass ich
mehrere Male im Bus wie ein Ausserirdischer angestarrt wurde oder wie
ein Star für ein Foto mit ihnen posieren „durfte“. Und die
Leute, ich habe noch nie in meinem Leben so hilfsbereite Menschen
kennengelernt, ich kann diese Gastfreundschaft gar nicht in Worten
beschreiben und sie nur so erklären, als dass die Leute so froh sind
und stolz sind, den wenigen Touristen endlich ihr schönes Land zu
zeigen.
Ich bin
inzwischen mit Anja im Norden an der Karibikküste, der Name ist
natürlich Programm. Von unseren Abenteuern inklusive meiner
Lieblingsstadt Medellin gibts dann im Dezemberblog mehr zu lesen
und sehen ;-)...
Geniesst
die Weihnachtszeit in der Schweiz, die ist hier nämlich nicht halb
so schön und esst ganz viele „Guezli“ für mich, versprochen?!
Hasta
luego amigos!
und hier die Fotos...
Ecuador - Baños
Ecuador - Jungle
Colombia - Cali+Salento
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