Mittwoch, 30. November 2011

Drei Monate Südamerika: Und ich bin noch keineswegs Müde ;-)

Ich habe mir für die Veröffentlichung meines dritten Blogs etwas mehr Zeit genommen, dies aus zwei Gründen: Den ersten darf ich hier eigentlich fast nicht erwähnen, aber auch Reisen kann sehr anstrengend und zeitintensiv sein ;-), man muss sich die ruhigen Minuten nehmen um ungestört ein e-Mail zu beantworten, geschweige denn einen Blog zu schreiben. Der zweite Grund ist die nicht wirklich vorhandene Infrastruktur. Oft ist gar kein Internet verfügbar und ich habe mich längst damit abgefunden, dass Wireless Verbindungen in den Hostels in Kolumbien einem Glücksspiel ähneln. Als Reisender hat man also tatsächlich auch seine Problemchen, ich nenne diese jeweils Luxusprobleme, alles andere wäre dekadent, denn die Leute hier bewegen ganz andere, richtige Probleme. Zu meinen Luxusproblemen gehören beispielsweise das Packen des Rucksacks (kann einem echt nerven!), die sehr langen und teilweise ungemütlichen Busfahrten (wir haben es längst aufgegeben, irgend ein Nachmittagsprogramm zu planen, wenn wir von A nach B verschieben , Reisetag ist Reisetag, egal ob die Distanz auf der Karte nach vier oder vierzehn Stunden aussieht, es kommt eh anders) oder mein langersehntes Paket aus der Schweiz, das seit 10 Wochen irgendwo bei der ecuadorianischen Post liegt und ich hoffentlich dann zu Weihnachten in Lima empfangen kann.

ist das Leben nicht schön?!
Inzwischen bin ich schon rund zwei Monate unterwegs und habe zwei wunderschöne Länder bereist, bereichernde Begegnungen gehabt und viel erlebt. Da ist einerseits Ecuador, klein, übersichtlich und mit seinen vier Regionen (Amazonas, Sierra, Küste und Galapagos) doch so vielfältig. Die Küste besitzt zwar keine spektakulären, palmenübersähten Strände und auch das Wetter zeigt sich im Oktober nicht von seiner besten Seite, aber einige Orte sind mir des Charmes und dem guten Essens wegen trotzdem in bester Erinnerung geblieben. Und die Galapagos Islands sind ein Paradies für alle Tier- und Naturliebhaber und trotz der Kosten allemal eine Reise wert. Mein Tipp; nicht von den überteuerten Preisen der Reisebüros in Quito verunsichern lassen, einfach auf LAN.com einen Flug für 250 Dollar buchen und ohne Tour ab auf die Inseln. In der Nebensaison sind die Boote nie voll und man kriegt am Abend vor Abfahrt der Bootstouren bessere Angebote zu absolut last second Preisen. Bruno (mein französischer Reisegenosse für die ersten zwei Wochen) und ich konnten diesen nicht widerstehen und so buchten wir spontan doch noch eine 4-tägige Bootstour, die wir so schnell nicht mehr vergessen. Der Bruno wahrscheinlich eher seines Magens wegen, ich wegen der unglaublichen Tierwelt und der geselligen Gruppe auf dem Boot, lasst euch von den Fotos inspirieren und für eine Reise dorthin überzeugen.


Zurück in Guayaquil war ich dann das erste Mal auf mich alleine gestellt, weil Bruno weiter Richtung Süden (Peru) weiter ging und ich noch weitere zwei Wochen in Ecuador Zeit hatte, bevor ich Ende Oktober die nördliche Grenze von Ecuador zu Kolumbien passierte. In Baños habe ich wegen der vielen Outdooraktivitäten viel geschwitzt und mir als Belohnung einmal ein echtes Schweizer Fondue gegönnt, meine neugewonnenen israelischen Freunde hatten keine Wahl, die habe ich einfach „mitgeschleipft“ und sie haben es nicht bereut ;-). Im Amazonas hatte ich das Vergnügen Gabriel kennen zu lernen, einen indigenen Touristenguide, der von keinem Insekt zurückweicht und in seiner Stadt als Schlangen- und Tarantelnkönig bekannt ist (Dieser Spinner wird im Dezember tatsächlich versuchen, mit 250 Taranteln eine Minute lang in einem Käfig auszuharren, dies wäre dann ein neuer Guinnessrekord). Er war es denn auch, der mir eine Tour im Jungle aufschwatzte, und da ich weit und breit der einzige Tourist war, hatte ich kurzerhand eine dreitägige Privattour und lernte dabei, wie ich im Amazonas mit Pflanzen, Fischen und Früchten mehrere Wochen überleben kann.

Nach einem kurzen wiedersehen mit Quito und einem Abstecher zum wohl grössten artisanalen Markt in ganz Südamerika in Otavalo überquerte ich dann ende Oktober die Grenze zu Kolumbien.

Aller Anfang war schwer, meine zwei Reisebegleiterinnen (die doch ein wenig ein mulmiges Gefühl hatten beim Gedanken, die Grenze zu Kolumbien zu überqueren) und ich blieben bereits an der Grenze für volle sechs Stunden stecken. In Kolumbien fanden genau an diesem Sonntag Wahlen statt und die Grenze wurde darum vorübergehend gesperrt. Warum dies so gehandhabt wird, bleibt wahrscheinlich für immer ein Geheimnis der Behörden Kolumbiens. Ansonsten aber sollen die Wahlen ein voller Erfolg gewesen sein, im Verlauf des Abstimmungskampf wurden nur gerade 42 Kandidierende ermordet (entschuldigt an dieser Stelle meinen Sarkasmus), die tiefste Rate seit eh in Kolumbien. Diese Zahl wird die meisten von euch zwar erschüttern, wer aber die Vergangenheit dieses geplagten Landes kennt, wird es als positives Zeichen werten. Kolumbien hat in den letzten paar Jahren grosse Anstrengungen unternommen, die Sicherheit unter Kontrolle zu kriegen. Die FARC (http://de.wikipedia.org/wiki/FARC) hat stark an Terrain verloren und beherrscht fast ausschliesslich nur noch Gebiete im Amazonas, die beiden Drogenkartelle von Medellin und Cali sind gefallen und Polizei und Militär sind omnipräsent, um die Sicherheit der Leute zu gewährleisten. Was die Korruption anbelangt jedoch, steckt Kolumbien noch in den Kinderschuhen und hat noch viel nachzuholen, das Vertrauen der Bevölkerung hat die Regierung darum verständlicherweise noch nicht vollständig gewonnen.

Spontanes "Fotoshooting" an einem Busbahnhof
Nach vier Wochen in diesem wunderbaren Land kann ich Bilanz ziehen und euch versichern, dass Kolumbien nichts von all dem ist, was wir oft noch in den Köpfen haben in der Schweiz. Egal wo, ich fühle mich in Kolumbien einiges sicherer als beispielsweise in den Städten von Ecuador. Allem voran der Süden des Landes ist ausserordentlich schön, noch so unentdeckt und frei von Tourismus, so frei dass ich mehrere Male im Bus wie ein Ausserirdischer angestarrt wurde oder wie ein Star für ein Foto mit ihnen posieren „durfte“. Und die Leute, ich habe noch nie in meinem Leben so hilfsbereite Menschen kennengelernt, ich kann diese Gastfreundschaft gar nicht in Worten beschreiben und sie nur so erklären, als dass die Leute so froh sind und stolz sind, den wenigen Touristen endlich ihr schönes Land zu zeigen.

Ich bin inzwischen mit Anja im Norden an der Karibikküste, der Name ist natürlich Programm. Von unseren Abenteuern inklusive meiner Lieblingsstadt Medellin gibts dann im Dezemberblog mehr zu lesen und sehen ;-)...

Geniesst die Weihnachtszeit in der Schweiz, die ist hier nämlich nicht halb so schön und esst ganz viele „Guezli“ für mich, versprochen?!

Hasta luego amigos!

und hier die Fotos...


  
Ecuador - Baños


Ecuador - Jungle






Colombia - Cali+Salento